Keine Zwischenhändler, keine Kosten
Particl ist eine vollkommen dezentral organisierte Plattform. Das bedeutet, dass es keine zentrale Instanz oder andere Zwischenhändler gibt, die die Funktionsweise im Hintergrund steuern, Server betreiben, Handelsgebühren erheben, oder irgendeine Form der Kontrolle über das Netzwerk ausüben. Stattdessen bildet eine Kombination aus Peer-to-Peer-Netzwerk und Blockchain-Technologie die Grundlage des Particl-Netzwerkes. Der Betrieb wird von jedem an das Netzwerk angeschlossene Computer sichergestellt. In vielerlei Hinsicht ähnelt diese Funktionsweise sogenannten P2P Torrent-Netzwerken und ist deshalb zensurresistent.
Der Particl Marketplace ist eine gleichermaßen dezentral organisierte Anwendung, die von der Funktionsweise des Particl-Netzwerkes profitiert. Diese erlaubt es Käufern und Verkäufern weltweit Güter und Dienstleistungen (sowohl physisch als auch digital) sicher zu handeln. Die Benutzung des Marktplatzes ist kostenfrei und erfolgt ohne Registrierung, Anmeldung oder Angabe persönlicher Daten (KYC). Aufgrund seiner dezentralen Grundzüge gibt es ebenso kein Personal oder Support-Team, das etwaige Konflikte zwischen Käufern und Verkäufern schlichtet. Das bedeutet allerdings nicht, dass es kein System gibt, das beide Parteien dazu bringt, ehrlich und lösungsorientiert zu handeln. Doch dazu später mehr.
Der Particl Marketplace ist zudem "private by default", was konkret bedeutet, dass persönliche Daten und Transaktionen des Marktplatzes nicht mit seinen Nutzern in Verbindung gebracht werden können. Transaktionen werden auf der Blockchain verborgen, Bilder von Metadaten befreit, der Austausch von sensiblen Daten und Kommunikation allgemein, findet verschlüsselt statt. Darüber hinaus lässt sich der gesamte Marktplatz über das Tor-Netzwerk verbinden. Mit anderen Worten, Nutzer von Particl sind auf dem neuesten Stand der Verschlüsselungstechnik. Mehr Datenschutz und Privatsphäre gibt es im E-Commerce nicht.
Vertrauensvoll miteinander handeln
Allerdings kreiert die Kombination der oben erwähnten Eigenschaften des Marktplatzes ein nicht zu unterschätzendes Problem: Wie kann überhaupt Vertrauen zwischen zwei Parteien - Verkäufer und Käufer - entstehen, wenn Güter und Dienstleistungen angeboten, verkauft und versendet werden, es aber keinen Treuhänder gibt?
Für herkömmliche Marktplätze stellt diese Frage kein besonderes Problem dar, jedenfalls nicht kundenseitig. Entweder wird eine Form der Konfliktlösung angeboten oder ein Treuhandsystem (escrow system) geschaffen, das dafür Sorge trägt, dass Handelspartner ehrlich agieren. Und das funktioniert... meistens jedenfalls.
Im Gegensatz dazu ist der Particl Marketplace komplett dezentral organisiert und auf den Datenschutz seiner Nutzer ausgerichtet. Folglich gibt es auch kein Personal, das Konfliktlösungen bearbeitet oder garantieren könnte, dass alle Akteure ehrlich handeln.
Die Frage bleibt bestehen: Wie es möglich ist, dass Käufer und Verkäufer davon abgehalten werden, unehrlich zu handeln, wenn erstens ihre Identität nicht bekannt ist, und es zweitens keine zentrale Instanz gibt, die betrügerisches Verhalten sanktioniert? Schickt der Käufer etwa das Geld und hofft, dass das gekaufte Produkt in einem guten Zustand ankommt, wenn es überhaupt ankommt? Nimmt der Verkäufer das Risiko auf sich, das verkaufte Produkt zur Post zu bringen, bevor er das Geld in seinen Händen hält?
Alles läuft auf Vertrauen hinaus. Während es noch nie ratsam schien, einem Fremden im Internet blindlings zu vertrauen, scheint dieser Tatbestand im Kontext der besten und neuesten Verschlüsselungstechniken, die das Particl-Netzwerk zur Verfügung stellt, eine ausgemachte Dummheit zu sein, die der Vergangenheit angehört.
Denn hier kommt Particls Zweiparteien-Treuhandsystem ins Spiel.
Das Zweiparteien-Treuhandsystem
Vergleichbar mit herkömmlichen Marktplätzen nutzt Particl ein Treuhandsystem, das betrügerisches Verhalten sanktioniert. Im Gegensatz zu bekannten Treuhandsystemen ist der Marktplatz "trustless", sodass grundsätzlich kein Vertrauen gegenüber einem anderen Akteur notwendig ist, um sicherzustellen, das eine Transaktion im besten Interesse beider Parteien abläuft. Wir meinen also mit dem Wort "trustless" nicht Unzuverlässigkeit, sondern eine Transferleistung, die den einseitigen Vertrauensvorschuss einer Partei, zu Gunsten einer beidseitig zu hinterlegenden Sicherheitsleistung (Deposit) auflöst. Die Verwendung des Treuhandsystems ist daneben kostenfrei, "private by default" und wird autonom zwischen Käufer und Verkäufer abgewickelt.
Ein Treuhandsystem, das keinen weiteren Mittelsmann (middle man) für die Abwicklung benötigt, ist aus mehreren Gründen bahnbrechend. Zum einen wird der Datenschutz aller beteiligten Akteure erhöht, indem sensible Daten, wie Transaktionsinformationen, persönliche Kontodaten, Kreditkartendaten, Sendungsnummern, Nachrichten und alle anderen persönlichen Informationen, gegenüber Dritten verborgen bleiben. Verkäufer und Käufer kennen nur ihre direkte Kommunikation, etwaige Sendungsadressen, und ggf. eine Sendungsnummer. Zum anderen kann kein externer Akteur für Dienste rund um die Abwicklung des Kaufes Gebühren erheben, weil es schlicht keine Dienste gibt, die von einem externen Akteur, sei dies ein Treuhänder oder ein Support-Mitarbeiter, angeboten werden können.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt des Treuhandsystem ist, dass bei einem exponentiellen Anstieg der Nutzerzahlen, Particl Marketplace genauso skalierbar ist, wie das Netzwerk selbst. So müssen keine weiteren Mitarbeiter eingestellt werden, was Particl deutlich von andere dezentralen Marktplätzen unterscheidet (z.B.: OpenBazaars 3-von-2 Treuhandsystem).
In der Theorie klingt das alles schön und gut, doch schulden wir euch noch eine Erklärung, wie das überhaupt funktioniert und Particl sicherstellt, dass zwei Akteure ehrlich miteinander handeln, ohne dass beide dabei von einem Mittelsmann zur Ehrlichkeit angehalten oder gar überwacht werden können.
Particls Treuhandsystem und seine Funktionsweise
Um Käufer und Verkäufer daran zu hindern, unehrlich zu agieren, wird in der Regel eine Form der Bestrafung oder Abschreckungsmaßnahme eingeführt. Auf herkömmlichen Marktplätzen wird diese Rolle normalerweise von einem Moderator eingenommen, der betrügerisches Verhalten bestraft. Diese Bestrafungen laufen in der Regel einseitig ab, da eCommerce-Plattformen meistens die Käuferseite begünstigen. Auf dem Particl Marketplace werden Bestrafungen oder Abschreckungsmechanismen mittels eines autonomen Treuhandsystems und der Spieltheorie sichergestellt.
Die Funktionsweise von Particls Zweiparteien-Treuhandsystem ist genauso einfach, wie effektiv. Kommt es zu einer Marktplatz-Transaktion müssen sowohl Verkäufer als auch Käufer gleichgestellt werden, indem von beiden Seiten jeweils eine Sicherheitsleistung in einen sogenannten Smart Contract eingezahlt wird, der als Treuhandkonto fungiert. Die Sicherheitsleistung spiegelt jeweils eine Einzahlungen wieder - eine vom Käufer und eine vom Verkäufer, die wiederum jeweils den Wert des Gegenstandes sowie die Versandkosten abdecken.
Die Sicherheit muss von beiden Parteien eingezahlt werden, sodass der doppelte Wert (Summe aus Gegenstandswert und Versandkosten) vom Käufer und der einfache Wert (Summe aus Gegenstandswert und Versandkosten) vom Verkäufer innerhalb des Smart Contracts gebündelt wird. Das stellt sicher, dass beide Parteien mit gleichen Anteilen am Handelsrisiko beteiligt sind. Erst wenn beide Seiten bestätigen, dass die Transaktion erfolgreich abgewickelt wurde, erhalten beide ihre eingezahlte Sicherheit zurück. Hierbei fallen keine weiteren Gebühren an als die üblichen Transaktionsgebühren von Kryptowährungen, sodass die Benutzung praktisch kostenlos zur Verfügung steht.
Um dies treffend zu veranschaulichen, soll das Beispiel eines Einkaufs herangezogen werden, indem der Käufer insgesamt 220€ in den Smart Contract einzahlt. Der Wert des Gegenstandes beträgt hier 100€, die Versandkosten 10€, und der Wert der Sicherheit somit 110€ (NB: Die Sicherheit besteht aus der Summe des Gegenstandswertes und der Versandkosten), die der Käufer nach dem erfolgreichen Abschluss der Transaktion zurückerhält.
Der Verkäufer muss nun seinerseits die Einzahlung der Sicherheit von 110€ vornehmen, sodass beide Seiten jeweils 110€ (Summe aus Gegenstandswert und Versandkosten) als Sicherheit in den Smart Contract eingezahlt haben. Der Käufer hat den Kaufpreis ebenfalls in den o.e. Smart Contract eingezahlt. Der Verkäufer muss den Versand übernehmen, wobei hier der Gegenstand mit einem Wert von 100€ und die Versandkosten von 10€ anfallen, sodass beiden Parteien schliesslich mit 220€ und damit zu gleichen Anteilen am Handelsrisiko beteiligt sind.
Während die finanziellen Mittel beider Parteien in dem Smart Contract besichert sind, wird der Verkäufer das Paket versandfertig machen und versenden. Sobald der Käufer die Sendung erhalten und auf seine Richtigkeit hin überprüft hat, wird er den Empfang bestätigen. Sobald die Transaktion als "complete" vom Käufer bestätigt wurde, erfolgt automatisch die Rückzahlung der Sicherheit an Käufer und Verkäufer, sowie die Auszahlung des Kaufpreises (inklusive Versandkosten) an den Verkäufer.
Mutually Assured Destruction (MAD) Spieltheorie
Der Grund dafür, dass eine "gegenseitig zugesicherte Zerstörung", wie sie die sogenannte MAD-Doktrin nahelegt, ganz praktisch im eCommerce Anwendung findet, ist naheliegend: Sollte eine der beiden Parteien - Käufer oder Verkäufer – unzufrieden sein, wird die die Transaktion nicht als "complete" markiert und hindert damit die andere Seite daran, die eingezahlte Sicherheit aus dem Treuhandkonto zurückzuerhalten. Die einzige Möglichkeit seine Sicherheit erstattet zu bekommen, besteht darin, im Dialog, eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden. Erst dann wird die Transaktion von beiden Seiten bestätigt und die Sicherheit automatisch zurückgezahlt werden.
Diese Dynamik wird mithin als Mutually Assured Destruction (MAD) beschrieben. Es handelt sich um eine bekannte Doktrin, die ihre Prämissen der Spieltheorie verdankt. Die Theorie besagt, dass zwei Nuklearmächte im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung keinen Gebrauch der vorhandenen Atomwaffen machen werden. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Sollte ein Land seine Atomwaffe dennoch benutzen, kann es mit Sicherheit davon ausgehen, dass das angegriffene Land zu den selben Mitteln greifen und damit weitestgehend die Auslöschung beider Seiten zur Folge haben wird. In diesem Szenario verlieren beide Seiten und werden dem Boden gleichgemacht, weshalb dieses spieltheoretische Szenario auch vielsagend als Mutually Assured Destruction („gegenseitig zugesicherte Zerstörung“) bekannt wurde.
Die Effektivität dieses spieltheoretischen Szenarios konnte man anschaulich während des Kalten Krieges beobachten, als sich sowohl die USA als auch die UdSSR mit ihren Atomwaffenarsenalen gegenüberstanden. Obwohl die Atomwaffen jederzeit abschussbereit und auf den Gegner ausgerichtet waren, kamen sie aus Sorge vor den möglichen Vergeltungsmaßnahmen der anderen Seite nicht zum Einsatz.
Welche Rolle spielt das Szenario in Particls Treuhandsystem?
Die Ähnlichkeiten sind frappierend, außer, dass es sich im Fall von Particl nicht um den Einsatz von Atomwaffen, sondern die Drohung eines finanziellen Verlustgeschäfts handelt. Der zentrale Aspekt der MAD-Spieltheorie für das Treuhandsystem von Particl liegt darin begründet, dass das (uneinsichtige) Fehlverhalten einer Partei, zu einer Bestrafung von beiden Parteien, also einer gegenseitig zugesicherten Zerstörung, führt. Da beide Parteien eine Sicherheit eingezahlt haben, die im Falle einer ausbleibenden Streitschlichtung für immer zerstört wird, internalisiert Particl ein negatives Anreizsystem, dass das Fehlverhalten mittels eines finanziellen Verlustes sanktioniert.
Sollten beide Parteien kein zufriedenstellendes Ergebnis finden, werden die jeweils eingezahlten Sicherheiten (Summe aus Gegenstandswert und Versandkosten), nicht zurückgezahlt, sodass die Folge ein Nettoverlust für alle Beteiligten darstellt. Der drohende Verlust der eingezahlten Sicherheit liefert einen klaren Anreiz, selbstständig eine Einigung zu erzielen, ohne dass dabei eine Drittpartei als Schiedsrichter fungiert. Sollte keine Einigkeit erzielt werden, verlieren beide Geld, und niemand, der bei Verstand ist, kann das wollen. Sollte also eine Einigung erzielt werden, kann die Transaktion weiterhin erfolgreich abgeschlossen werden. Hierbei fallen keine Gebühren an (mit Ausnahme der üblichen Transaktionsgebühren von Kryptowährungen) und es werden daneben auch keine sensiblen Daten preisgegeben.
Particls Treuhandsystem stärkt den Handlungsspielraum seiner Nutzer und garantiert darüber hinaus, dass keine Information über die Transaktion oder die an ihr beteiligten Akteure an Dritte weitergegeben werden können. Die Anwendungsbereiche dieses bahnbrechenden Modells sind vielfältig, insbesondere dort, wo Lieferketten und sensible Geschäftsabkommen zwischen Unternehmen, aber auch zwischen Privatpersonen vor den Augen unbefugter Dritter bewahrt bleiben sollen. Aus diesem Grund können auch keine Konteninformationen an einen Zwischenhändler weitergegeben werden, kein Verlaufsdaten bisheriger Transaktionen eingesehen, weder Sendungsnummern noch Lieferadressen oder andere persönliche Nachrichten ausgelesen werden. Darüber hinaus gibt es nichts, was auf der Blockchain gespeichert wird, dass es Dritten erlauben würde, jemanden zu identifizieren oder Handeln rückzuverfolgen.
Du bist der Nutzer, nicht das Produkt.
Privatsphäre
Die wahrscheinlich wichtigste Besonderheit des gesamten Treuhandsystems von Particl ist, dass alle Überweisungen auf dem Marktplatz mittels RingCT (kurz für "Ring Confidential Transactions") vertraulich über das Netzwerk überwiesen werden. Der Smart Contract selbst, über den das Treuhandsystem abgewickelt wird, nutzt "Confidential Transactions" (CT), aber alle eingehenden und ausgehenden Überweisungen des Smart Contracts werden mittels RingCT übertragen. Solltest du hierüber mehr erfahren wollen, liefert dir Particl Explained — Private Transactions weitere Information wie CT and RingCT Überweisungen gemeinsam verknüpft werden.
Particl Explained - Private Transactions
Anonymous transactions, or Anon transactions, as referred to in Particl Desktop, take privacy to the next level by not…particl.news
Da alle Überweisungen auf dem Particl Marketplace mittels des Treuhandsystems abgewickelt werden, sind sie nicht aufzuspüren.
Das stellt sicher, dass alle Überweisungen auf dem Marktplatz fungibel und auf den Datenschutz ausgelegt sind, sodass es keine Unterscheidung zwischen einzelnen Überweisungen gibt. Ein Nebeneffekt davon besteht in der Erhöhung aller sogenannten RingCT Outputs, die wiederum den Datenschutz der gesamten Plattform erhöhen.
Hast du Interesse mehr über Particl, die Plattform und den Marketplace zu erfahren? Behalte Particl.news im Auge und bleib auf dem neuesten Stand, was Neuigkeiten, Updates und anderes Wissenswertes rund um Particl betrifft. Halte deshalb insbesondere Ausschau nach Particl Erklärt und lies die bisher erschienen Artikel dieser Reihe als nächstes!
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Zu guter Letzt, eine schön aufgeräumte Liste mit unendlich vielen Links zu und über Particl.